Chýnov Höhle - Natürliche Bedingungen

MINERALOGIE
Der Standort wurde bereits im 19. Jh. mineralogisch untersucht und zwar insbesondere dank des Schwarzenberger Steinbruches, der zum Zwecke der Kalksteinförderung am südöstlichen Hang des Pacover Bergs gegründet wurde. Hier wurde mit den Jahren eine ungewöhnlich vielfältige Vertretung mineralischer Verbindungen nachgewiesen und heute ist unumstritten, dass der Pacover Berg insbesondere durch die Vielfalt der im Rahmen eines Standortes beschriebenen Mineralien bemerkenswert ist. Gegenwärtig sind mehr als sechzig Minerale, sodass die Bedeutung des Fundortes den regionalen Maßstab bei Weitem sprengt.
In der Ausstellung des Nationalmuseums wird ein Rauchtopaskristall aufbewahrt, der in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in der Umgebung von Chýnov gefunden wurde. Er ist 37 cm hoch und wiegt 20 kg. Aus dem Bruch wird auch eine Abart eines Pargasits mit einem mit einem ungewöhnlich hohen Aluminiumgehalt beschrieben. Der Pacover Berg ist nach einem Standort im Kaschmir sein zweiter Fundort in der Welt. Im Amphibolit, der die Firstschicht der Kalksteinschichtenfolge bildet, wurden in letzten Jahren auch Erscheinungen der Mineralisierung der sog. alpiner Adern festgestellt. Erwähnenswert sind auch interessante Muster von Granat, Diopsit, Arsenopyrit, Dravit oder Titanit aus dem Pacover Berg.
Der mineralogische Reichtum ist die Folge widerholter Metamorphosen der Gesteinsgruppe verschiedener petrographischem und chemischer Konsistenz, die geleich mehrere abweichende Mineralisierungsprozesse hervorriefen.
Von allen beschriebenen Mineralien des Standortes wurde mehr als ein Drittel auch im Chýnover Höhlensystem gefunden. Einige waren bis zu dieser Zeit hinsichtlich des Pacover Berges unbekannt. Mineralien, die unmittelbar im Kalkstein enthalten sind, beeinflussen oft häufig die Färbung der Höhlenwände. Nach der Auflösung des wenig beständigen Kalksteins verbleiben sie zumeist in den Höhlensedimenten, deren Erforschung neue Erkenntnisse auch im Bereich der Mineralogie bringt. Wirklich einzigartig ist die hier in den letzten Jahren gefundene violette Abart des Tremolits – der sog. Hexagonit. Unlängst war dieses Mineral nur von wenigen Orten in den USA und in Kanada bekannt. Die Chýnover Höhle ist heute die einzige Lokalität, wo Hexagonit außerhalb des nordamerikanischen Kontinents auftritt.
In vielen Fällen füllen die Mineralien die tektonischen Störungen der Gesteine aus. Ein solches Mineral ist z. B. der Palygorskit, im Volksmund "Felsenhaut" genannt. Obwohl es ein Mineral ist, ist es feuchter Umgebung biegsam und weich.
Da unter der Wasseroberfläche des unterirdischen Baches die Korrosion des Kalkgesteins seine Fortsetzung findet, verbleiben an den Wänden die Formen beständigerer Mineralien. Diese Erscheinung wird selektive Korrosion genannt. Die Gebilde aus Kieselstein, Chalcedon oder Palygorskit hängen von den Decken der Gänge herunter und erinnern in der Tat an Gardinen. Die Erkundung dieser mineralischen Formen unter der Erde wurde erst durch das Vordringen in die dauerhaft unter Rasser stehenden Räume ermöglicht. Außerhalb der Wasserumgebung unterliegen dieses Gebilde einer raschen Destruktion und bleiben nur äußerst selten erhalten.
In einigen Schichten des kristallinen Kalkgesteins tritt auch der Opal auf, der nur in ultraviolettem Licht erkennbar ist, in dem er sich mit einer klar grünen Färbung zeigt. Der Opal ist auch in den Sinterfüllung der Höhle enthalten.
HYDROLOGIE

Auch trotz der langjährigen Forschung bleiben die Verhältnisse des unterirdischen Wasserlaufes der Chýnover Höhle und sein Verhältnis zur Oberflächenhydrografie eine offene Frage. Bis heute sind die Wege der unterirdischen Gewässer im östlichen Gebiet, somit der Nebenfluss und seine Quellen, unbekannt.
Etwas besser erforscht ist der Abflusszweig. Bereits im ersten Bericht aus dem Jahre 1863 äußerten Dr. Frič und Prof. Krejčí die Vermutung, dass beide damals bekannten Seen (Teufelssee und Purkyně-See) miteinander in Zusammenhang stehen. Erst in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wiesen Vl. Homola a C. M. Schüller nach, dass das Wasser in der Chynover Höhle nur ein kleiner Abschnitt eines weitaus längeren unterirdischen Wasserlaufes ist, der an der Entstehung des gesamten Systems wesentlichen Anteil hatte. Obwohl zu jener Zeit mehrere Spurentests durchgeführt wurden, gelangt es nicht, eine Austrittsquelle an der Oberfläche zu entdecken. Dieses Problem wurde erst im Jahre 1962 durch F. Skřivánek eindeutig gelöst. Mit einem Fluoreszenzfarbmittel stellte er unter Beweis, dass das Wasser aus der Höhle in der sog. Ruticer Sprudelquelle austritt, ungefähr 1,5 km von der Höhle entfernt. In selbiger Zeit wurde das gelang es auch, in das System der Höhlengänge vorzudringen, durch die Wasser aus dem Purkyně-See in Richtung zu dieser Oberflächenquelle abfließt. Nach mehreren zig Metern wurde das weitere Vordringen durch den Siphon zum Stehen gebracht, der mit dem Schutt eines eingestürzten Ganges gefüllt ist. Die Kompliziertheit des Verlaufes des Wasserflusses zwischen der Höhle und der Quelle wurdfe auch durch die weiteren Erkundungen von V. Mach nachgewiesen.
Eine Überraschung brachte die Entdeckung der gefluteten Räume östlich des Homol-Sees, d.h. in Gegenstromrichtung zu den Zuflüssen des Höhlenwassers. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts drangen Taucher der Tschechischen Speleologischen Gesellschaft in eine Entfernung von 140 m gegen den Strom des unterirdischen Baches vor und erreichten eine Tiefe von 45 m unter der Wasseroberfläche.
Der letzte Abschnitt des Wasserflusses zwischen den bereits früher erkundeten Räumen der Höhle wurde nach dem Abpumpen des Wassers aus dem Siphon zwischen dem Teufelssee und dem Purkyně-See im Jahre 1993 entdeckt.
Aus den bisherigen Erkundungen resultiert, dass das Wasser des unterirdischen Baches der Chýnover Höhle in das Karstsystem aus dem umliegenden Nichtkarstgestein eindringt. Es durchfließt die Kalksteinzone, das als Drainage wirkt, und gelangt an ihrem Rande an der Stelle der Ruticer Sprudelquelle an die zur Oberfläche. Unterwegs fließt er sogar unter einigen Oberflächenbächen hindurch, ohne dass ihr Wasser in den unterirdischen Bach eindringt.
Die Wassertemperatur in der Höhle ist sehr stabil: 8,7 °C, der Durchfluss bewegt sich im Intervall 6-9 l/s.
In den letzten Jahren werden systematisch die unterirdischen Durchflüsse und ihre Abhängigkeit von den Niederschlagsmengen beobachtet, was neue Erkenntnisse insbesondere über den Ursprung und die Quellen der unterirdischen Gewässer bringen kann. Die Ruticer Sprudelquelle wird heute für das Wasserleitungsnetz benutzt und zur Erhaltung ihrer hohen Qualität wurde das Gebiet über dem Kalksteinmassiv im Jahre 1992 zur Hygieneschutzzone erklärt.
