Chýnov Höhle - charakteristik
CHÝNOVER KARST
Er ist von seiner Ausmaß her ein ein kleineres Karstgebiet, das an die Schichtenfolge kristallinen Kalksteins des Chynover – Ledetscher Streifens einer sog. bunten Gesteingruppe des geologischen Gebiets Moldanubikum gebunden ist. Er liegt am südwestlichen Rande des Böhmisch–Mährischen Hochlandes im Pacover Hügelland unweit der Stadt Chýnov. Das Kalkgestein ist hier gemeinsam mit Amphiboliten in den umliegenden Zweiglimmer-Paragneisen eingelagert, wobei die gesamte Zone in mehrere kleinere Blöcke unterteilt ist. Somit sind neben der Chynover Höhle auch in der Umgebung von Věžná, im Tal Josafat und bei Velmovice, Karsterscheinungen anzutreffen.
CHÝNOVER HÖHLE
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Sie liegt im südlichen Ausläufer des Pacover Bergs (589 m ü. M.) in der Nähe von Dolní Hořice, 2 km nordöstlich der Stadt Chýnov.
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Sie ist ein kompliziertes Karstsystem, bestehend aus grobkörnigem kristallinem Kalkgestein und teilweise auch aus Nichtkarstgesteinen – Amphiboliten, Kalksilikatgestein, überwiegend infolge der Korrosionstätigkeit des unterirdischen Wassers.
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Sie hat keine klassischen Tropfsteine, ist jedoch völlig einzigartig aufgrund der eigenwilligen Modellierung der Höhlenräume und durch die außerordentlich bunte Färbung der Wände und Decken.
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Sie ist ein bedeutender geologischer und mineralogischer Standort.
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Sie ist das größte, natürliche Winterquartier der Fransenfledermaus in Europa.
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Sie wurde im Jahre 1863 bei der Kalksteinförderung in einem der ehemaligen ländlichen Steinbrüche entdeckt und ist seit dem Jahre 1868 die erste, der Öffentlichkeit zugängliche Höhle auf dem Gebiet Böhmens und Mährens, wobei der ursprüngliche, romantische Charakter des Zugangs zu ihr bis heute erhalten geblieben ist.
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Die Gesamtlänge der bis heute entdeckten Teile beträgt 1400 m mit einem Höhenunterschied von 74 m; fast ein Viertel der bekannten Höhlengänge stehen ständig unter Wasser.
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Die Länge des für Besucher freigegebenen Rundgangs ist 260 m mit einem Höhenunterschied von 42 m, die Besichtigung dauert durchschnittlich 45 Minuten.
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Die Lufttemperatur beim Rundgang liegt zwischen 5 und 9 °C, die Luftfeuchtigkeit beträgt 96-100%; in einigen unzugänglichen Räumen sinkt die Temperatur in der Winterzeit bis unter den Gefrierpunkt.
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Im Jahre 1992 wurde sie zum nationalen Naturdenkmal erklärt.
ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG DER CHÝNOVER HÖHLE
Obwohl die Chýnover Höhle zu den Karsthöhlen gehört, die somit in den löslichen Karstgesteinen entstand, ist sie kein allzu typischer Vertreter dieser Gruppe. Der Unterschied ist bereits durch das Vorhandensein von Nichtkarstgestein im Innern des Kalksteinkomplexes gegeben, das seine Löslichkeit und somit auch das Entstehen, die Entwicklung und die Formen der unterirdischen Hohlräume einschränkt. Das Nichtkarstgestein ist ein wichtiger Faktor, der den Verlauf der Karstbildung im Chýnover Gebiet bedingt.
Auch die hydrologischen Verhältnisse des hiesigen Karstsystems sind nicht typisch. Hier fehlen sichtbare Tiefgänge des Wassers im Untergrund. Der unterirdische Bach der Chýnover Höhle entstand in nicht typischer Weise durch die Konzentration unterirdischer Quellen. Erst dann floss es durch das Höhlensystem, um auf dem Wege zum Tageslicht in absurder Weise unter der Erde noch die Trasse eines, an der Oberfläche befindlichen Wasserlaufes zu kreuzen.
Die Kompliziertheit und Vielgliedrigkeit der Gänge führte in der Vergangenheit zu der Vorstellung, dass den Hauptanteil an ihrer Entstehung die Erosion hatte – das mechanische Wirken des unterirdischen Baches. Entdeckungen in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts bestätigten im Gegensatz hierzu die Theorie, dass der Hauptfaktor die Korrosion war – chemische Auflösung des Kalkgesteins in den ständig gefluteten Räumen. Der hohe Gehalt an Beimengungen im Kalkstein und seine erhebliche Rekristallisierung schränken die Wirkungen der Korrosion ein. Im Gegensatz hierzu unterstützen die solide Durchlässigkeit des Kalkgesteins und das hochaggressive unterirdische Wasser diesen Karstbildungsprozess. darüber hinaus kommt hier häufig auch die sog. Gemischkorrosion zum Tragen. Auf seinem Weg verliert das Wasser des unterirdischen Flusses infolge der Sättigung mit Karbonaten sein Lösungsvermögen. Vielerorts vermischt es sich jedoch in den ständig unter Wasser stehenden Räumen mit dem, von der Oberfläche durchsickernden Wasser. Zwei gesättigte Lösungen unterschiedlicher Konzentration bilden dann eine neue ungesättigte Lösung, die chemisch wieder aktiv ist. Diese Erscheinung hat wahrscheinlich Anteil am Entstehen viler primärer Gebilde an den Wänden und Decken der Höhle (sog. Schornsteine, Töpfe, Augen).
Bereits beim Betrachten der Karte der Höhle ist die Gesetzmäßigkeit des Verlaufes der Höhlengänge ersichtlich. Sie kopieren markant den geologischen und tektonischen Aufbau des Massivs. Sie entstanden an Orten, die einen einfachen Durchgang des Wassers ermöglichen, somit an tektonischen Brüchen oder Rissen sowie an den Kontaktstellen des Kalkgesteins mit den Nichtkarstgesteinen. Größere Räume entstanden durch den Einsturz der Decken, der insbesondere an den Stellen von Brüchen und in den Risszonen bis in das Firstgestein eingriff. Das ganze Höhlensystem ist unter einem Winkel von 40-50 Grad gegen Norden geneigt, somit identisch zu den Marmorablagerungen. Die ist auch gut auf der Karte zu sehen, wo die Höhenniveaus farblich unterschieden sind.
Das beschriebene Entwicklungsschema hat in der Höhle offensichtlich bereits seit der jüngeren Trias Gültigkeit, da die Höhle auch weiterhin von einem aktiven, unterirdischen Wasserlauf durchflossen wird, und findet auch in der Gegenwart seine Fortsetzung.
